Kennst du das Gefühl, wenn du dich ständig wegen allen Dingen schuldig fühlst?
Kommt dir folgendes Szenario bekannt vor?
Deine braungebrannte Kollegin kommt auf dich zu und bittet dich, die Mailkampagne für sie noch zu beenden:
„Seitdem ich aus dem Urlaub zurück bin, habe ich so einen unbestimmten Kopfschmerz!“
Obwohl du schon deinen Mund aufgeklappt hast und sagen willst: „Nein, ich habe heute schon etwas vor!“ – kommt aus deiner Kehle nur ein bedeutungsloses Ja-Krächzen.
Du verstehst die Welt nicht mehr, denn eigentlich hattest du den Plan, dich heute mit deinem Freund zu treffen. Ihr wolltet gemeinsam einen neuen Fernseher aussuche.
Im Urlaub warst du seit mehreren Monaten nicht mehr, weil du Rücksicht auf die Kolleginnen genommen hast. Du fühlst dich auch nicht gut, sondern ziemlich überarbeitet.
Kaum bist du zu Hause, ruft deine Mutter an. „Nie hast du Zeit für mich! Deine Schwester dagegen…“
Du verstehst es nicht, weil du letztes Wochenende erst ihren staubigen Keller aufgeräumt hast. Deine Schwester hingegen war fröhlich mit ihr bummeln war und hat sich dabei bestimmt kein Bein ausgerissen.
Im Gegenteil, einen großen Latte Macchiato hättest du auch gern genossen.
Aber dafür reicht deine Zeit nicht. Resigniert lässt du den Hörer sinken. Noch nie hast du dich so unverstanden gefühlt.
Vielleicht hast du auch Kinder und bist hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein oder dich im Job unzulänglich zu fühlen.
Der gewichtige Herr M., der die IT-Abteilung leitet, scheint hingegen immer sehr zufrieden mit sich, auch wenn er gefühlt den halben Tag vor der firmeneigenen Kaffeemaschine verbringt.
Scheinbar quälst nur du dich mit deinem schlechten Gewissen, nur weil du heute eine Stunde früher gehen musst – das Elterngespräch in der Schule steht an.
„Na, schon wieder früher heim?“, flötet dann auch noch die Kollegin. Kunststück, du verdienst mit deinem Teilzeitjob ja auch nur die Hälfte.
Was immer du auch tust: Du hast das Gefühl, du zerreißt dich, währenddessen weniger engagierte Menschen irgendwie leichter, fluffiger und luftiger durchs Leben tänzeln.
Aber irgendwie scheint es dir niemand so recht zu danken.
Du fühlst dich ständig schuldig und zerrissen. So ging es mir jahrelang auch. Meine Kollegin schaute mich nur vorwurfsvoll an und ich fühlte mich schuldig.
Dann ging ich mit Fieber zur Firmenfeier, obwohl ich mich lieber zu Hause hingelegt hätte. Ich arbeitete am Wochenende mehrere Excel-Listen aus, nur um nicht zugeben zu müssen, dass ich überfordert bin.
Was kannst du tun, damit du dich nicht immer schuldig fühlst?
Atme tief in deinen Bauch, wo immer du auch gerade bist.
Vielleicht magst du auch die Augen schließen und dich umarmen. Was sagt dir dein Herz, deine Seele gerade? Ziehe dich für einen Moment aus dem Weltgeschehen und delegiere Aufgaben.
Du musst nicht alles allein schaffen. Du darfst unvollkommen, ratlos oder unsicher sein.
Vielleicht hast du selbst ein Bild von dir erschaffen: Eine Meisterin im Multitasking, die jederzeit wunderbar gestylt mit 100 Tellern jongliert, während sie liebevoll mit ihren Kindern spricht.
Dazu meisterst du deinen Job mit links, weißt immer die richtigen Antworten und hast auch ständig das richtige Excel-Sheet für deinen Chef parat.
Sicherlich siehst du es jetzt selbst: Würdest du einen Roman mit so einer Hauptdarstellerin gerne lesen wollen? Möchtest du so einen Film wirklich sehen?
Warum also bist du so streng mit dir und pochst für dich den Perfektionismus ein?
Fahre einen Gang zurück und sei ab sofort so menschlich, wie du nur sein kannst. Es macht dich charismatischer, liebenswerter und authentischer. Du bist keine 1A-Maschine, sondern ein Mensch mit Ecken und Kanten.
Warum meinst du, ist die Filmreihe mit „Bridget Jones“ so erfolgreich? Sie ist liebenswert und jeder kann sich mit ihr identifizieren.
Wir lieben sie. Trotz oder gerade wegen der Fettnäpfchen, in die sie regelmäßig tritt.
Hast du Sorge, andere Menschen zu enttäuschen, wenn du Nein sagst?
Meinst du wirklich, dass deine ständige Hilfsbereitschaft ein Garant dafür ist, dass Andere dich lieben und verehren?
Ist die Eigenschaft „hilfsbereit sein“ die einzige, liebenswerte Eigenschaft an dir?
Oder hast du vielleicht noch andere Vorzüge und Qualitäten, die dich absolut einzigartig machen?
An einem ruhigen Tag könntest du dir diese Eigenschaften einmal notieren und dir irgendwo aufhängen. Wahlweise kannst du dir auch ein Blatt anfertigen mit der Botschaft: „Ich bin genug“. So ist es, du bist genug, genauso wie du bist. Auch wenn du nur einen Teller jonglierst, statt zehn gleichzeitig.
Wenn du dies verinnerlicht hast, kommt der nächste Schritt.
So kannst du die Sichtweise der Menschen, die Forderungen an dich stellen, zwar wahrnehmen – aber du kannst im Gegenteil deine Wünsche formulieren und sie dagegensetzen.
Du könntest z.B. so reagieren:
Ich verstehe, dass du dir meine Hilfe beim Umzug wünschst. Gerade bin ich jedoch an der Grenze meiner Leistungsfähigkeit. Deshalb bitte ich dich, eine andere Lösung zu finden.
Durch diese Klarheit hilfst du anderen Menschen, in ihre eigene Stärke und Problemlösungsfähigkeit zu kommen.
Außerdem besteht die Gefahr nicht mehr, dass dein Inneres blockiert und du eventuell mit Krankheit reagierst, weil du eigentlich nicht helfen möchtest.
Das wäre für dein Gegenüber noch schlimmer: Du sagst dann kurzfristig ab und Andere haben keine Möglichkeit, Ersatz zu finden. Vielleicht gibt es ja sogar Menschen, die diese Aufgabe gern übernommen hätten und in ihrer Freude gewesen wären.
Wenn du sofort freundlich, aber bestimmt eine Aufgabe ablehnst, tut dies dem ganzen Prozess gut.
Du schimpfst oft mit dir selbst? Du hasst dich dafür, weil du dich immer schuldig fühlst?
Von dem Moment deiner Geburt an bist du in ein System von Grundsätzen, Normen und Konventionen hineingeboren worden.
Du hattest keine Möglichkeit, deine eigene Sicht auf die Welt zu entwickeln und dein wahres Ich aufzuspüren.
Du hast vielleicht immer nur von deinen Eltern gehört: „Sei nicht so egoistisch. Es ist wichtig, dass du hilfsbereit bist. Schlage anderen nichts ab, sonst bist du ein schlechter Mensch!“
So konntest du nicht fühlen lernen, was du eigentlich möchtest. Deshalb wolltest du funktionieren. Du wolltest ein guter Mensch sein und es allen immer recht machen.
Aber jetzt hast du die Möglichkeit, Stück für Stück deine alte Haut abzustreifen – wie bei einer Zwiebel. Traue dich, mehr in deine Größe und Stärke zu kommen und für das einzustehen, dass dir wichtig ist.
In dem Buch: „Die vier Versprechen“ beschreibt Don Miguel Ruiz, dass in unserem Gehirn ein Parasit lebt, der sich von deinen negativen Emotionen ernährt und heimlich unser Denken kontrolliert.
Werde diesen Parasit los, indem du deine bisherigen Ängste, Überzeugungen und Normen durch Fragen auseinandernimmst. Wer sagt, dass ich wirklich zu dem Geburtstag meiner Schwiegermutter gehen muss, wenn sie mich ohnehin nicht mag? Egal, wie stark die Konventionen ihren Stempel in deinem Bewusstsein hinterlassen haben: Stelle ALLES in Frage.
Sag zu allem, was du nicht möchtest, freundlich und bestimmt nein.
Sobald dir die Phrase: „Aber ich müsste doch…“ in den Sinn kommt, solltest du hellhörig werden und auf dein Bauchgefühl hören: Willst du es WIRKLICH oder sind es nur alte Konventionen?
Amerikanische Psychologen haben durch Studien herausgefunden, dass kein Gefühl so lähmend und destruktiv ist wie Scham und Schuld. Sie wirken so, als würdest du Sand in ein laufendes Getriebe schütten.
Lässt du viele Gespräche und einen Großteil deiner Handlungen noch einmal durch einen Scanner laufen? „Hätte ich nur das gesagt oder gemacht, dann hätte er mich nicht verlassen!“
„Hätte ich nur mein Kind nicht angeschrien und die Nerven nicht verloren. Ich muss immer ruhig sein, sonst bin ich eine schlechte Mutter!“
Du kannst nun ohnehin nichts mehr an deinem damaligen Verhalten ändern. Du hast gehandelt, so wie es dir in der jeweiligen Situation möglich war. Sicherlich kannst du einen Rapport für dich erstellen und sagen: Sollte Situation x noch einmal eintreten, werde ich…
Aber dich selbst für deine Fehler zu kasteien, ist verschwendete Zeit.
Fürchtest du, du wärest ein schlechter Mensch, wenn du dich nicht andauernd schuldig fühlst?
Glaubst du, dass du oberflächlich oder nicht gut wärest, wenn du dir nicht ständig Sorgen machst?
Willst du anderen immer wieder Macht geben, dir Schuldgefühle einzureden?
Nur so kannst du die JETZIGE Welt richtig genießen und JETZT und wach entscheiden, was du tun möchtest.
Du willst bestimmt nicht als wandelnder Schuldautomat herumlaufen, in den jeder eine Münze einwerfen und dazu sagen kann: „Ich möchte, dass du dich jetzt schämst, weil du heute verschlafen hast!“
Nur aus Fehlern kannst du lernen. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wenn du eingetretene Pfade verlässt, machst du automatisch auch einmal etwas falsch.
Kleine Kinder fallen immer wieder hin, bevor sie laufen können.
Schämen Sie sich deshalb und sagen: Oh, ich bin umgefallen. Jetzt schäme ich mich so, dass ich nie mehr laufen werde.
Wenn dein innerer Kritiker also wieder mit dir schimpft und dir sagt, dass du dich schämen sollst, dann lasse ihn in Gedanken als kleine Comic-Figur wirken. Sag zu ihm: Ja, ich habe dich gehört und ich lerne aus meinem Fehler etwas.
Wie gehst du mit deinen Fehlern um? Fühlst du dich oft schuldig? Schreib gern deine Erfahrungen in die Kommentare.
Möchtest du ein kostenloses Informationsgespräch wahrnehmen? Vielleicht hattest du ein Elternteil, welcher dich glauben lassen hat, du wärest immer an allem schuld. Melde dich in jedem Falle gern, ich freue mich auf dich.
Herzlich, Deine
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@Katharina Ott Coaching 2024
Kontakt: katharina(klammeraffe)dein-bester-weg.de
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