#1 Schaue mit den Augen eines Kindes
Einmal hatte ich während meiner Beratertätigkeit im Öffentlichen Dienst mit einem komplizierten Problem zu kämpfen. Zog ich die Sorgendecke in die eine Richtung, rüttelte ich einige Widersacher auf. Legte ich den Stein des Anstoßes in eine andere Ecke, dann passte es wiederum den Führungskräften nicht. Wie ich es auch drehte und wendete, ich sah keine Lösung. Schließlich fragte mich mein neunjähriger Neffe, warum ich immer so finster gucke und gar nicht wie sonst mit ihm „Mensch, ärgere dich nicht!“ spiele. Enttäuscht klopfte er mit den kleinen Spielmännlein aus Holz auf den Tisch.
Da nahm ich einige der kleinen Figuren und erklärte ihm alles auf ganz einfache Art. Guck, die stehen hier und wenn ich das mache, dann rennen die hier los…“, meinte ich bekümmert.
„Und warum nimmste die nich hierhin und da kann der…“, meinte Nico und beschrieb einen großen Kreis mit den Armen.
Dann malten wir gemeinsam auf einem großen Blatt herum und irgendwie kam ich durch die Vereinfachung am nächsten Tag auf eine Idee.
Dadurch, dass man komplizierte Sachverhalte so formuliert, dass es auch ein Kind verstehen würde, konzentriert man sich auf das Wesentliche. Wenn man Kinder bittet, dieses Problem aufzumalen, dann ist es wahrscheinlich naiv und simpel, aber manchmal liegt ja die Lösung gar nicht in so weiter Ferne.
Das Leben ist wirklich einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen. Konfuzius
Durch das Benutzen der einfachen Sprache kannst du deine Gedanken besser ordnen und die wichtigen Fragen werden sichtbar.
Ist gerade kein Kind greifbar, dann versuche die Möglichkeit „als ob“. Erkläre das Problem einem Menschen, der nicht mit der Materie vertraut ist und bitte ihn, den Sachverhalt in eigenen Worten zu wiederholen.
Du kannst ergänzend dazu eine Collage anfertigen, indem du passende Bilder aus Magazinen oder Postkarten auswählst. Formuliere in zehn Wörtern, wie die Lösung deines Problems aussehen könnte und spiele mit verschiedenen Ansichten deiner Collagen.
# 2 Entwickle eine kreative Einstellung
Möchtest du kreativer werden, dann reicht es leider nicht, sich dies nur vorzunehmen. „Wenn ich morgen früh aufwache, dann bin ich so kreativ, dass es nur so knallt!“
Aber dann hat uns die einfallsreiche Fee doch wieder nicht geküsst…
Vielmehr sind es viele kleine Schritte, die uns mehr an eine kreative Einstellung heranführen.
Ich erinnere mich noch an eine Zeit, in der ich als Finanzmitarbeiterin viele Wochen, ja sogar Monate – daraus wurden schließlich Jahre) immer wieder fast ausnahmslos an Excel-Tabellen arbeitete. Sie wurden zunehmend ausgefeilter und umfangreicher, während mein Arbeitsleben mir mit jedem Tag monotoner erschien. Ich dachte, das muss so sein, wenn man Geld verdient – dann ist es eben notwendig, dass man mal die „Hinterbacken zusammenkneift“, wie meine Oma immer so bemerkte.
Aber mit jedem Zusammenkneifen verabschiedet sich auch die Kreativität. Wenn wir sie wieder in unser Leben holen möchten, dann können wir folgende Schritte gehen, um sie zurückzuholen:
Routinen durchbrechen
Routine ist an sich nichts Schlechtes. Durch sie fühlen wir uns sicher, wohl und zu Hause. Aber sie wirkt auch wie eine LMAA-Tablette: Sie schläfert unseren Geist ein und Emotionen erleben wir irgendwann nur noch wie durch einen Wattenebel. Wir gehen nicht mehr wach und aufmerksam durch den Moment. Auf dem Weg zur Arbeit wissen wir: Rechts kommt der Friseur, links ist die Imbissbude. Morgens hatten wir wie immer den Kaffee aus dem Automaten, dann das obligatorische Brötchen. Nichts kann uns mehr überraschen.
Deshalb sollten wir uns immer wieder fragen: Gibt es wirklich nichts, was wir anders machen können? Verwandeln wir uns ein wenig in Columbo und forschen, ob es nicht doch einen Weg gibt, den „Täter” zu überführen. Vielleicht gibt es ja einen Ausweg: Einen neuen Job finden? Oder den Morgen einmal ganz anders gestalten? Vielleicht mit Yoga und einem Morgenlauf beginnen?
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