Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. Max Frisch

Katharina

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Kann dein Lebenskahn kentern, weil du eine Scannerin bist?

Bist du begeisterungsfähig und hast viele Ideen? Das ist super. Aber es besteht auch die Gefahr, dass du dich verzettelst. So kannst du als Scannerpersönlichkeit ins Handeln kommen.

Kennst du die Abwandlung der Märchenstelle: „… und dann stieg sie auf ihr Pferd und ritt in verschiedene Richtungen davon.“?

Sie kommt dir nicht seltsam vor? Dann treffen vielleicht folgende Punkte auf dich zu:

  • du kannst dich für ganz viele Dinge gleichzeitig begeistern

  • auf deinem Nachttisch/unter deinem Bett liegen nicht 1-2 Bücher, sondern fünf bis sechs

  • du hast gerade mit dem Lernen einer Fremdsprache begonnen, aber zeitgleich möchtest du gerne noch töpfern lernen, Gitarre spielen lernen, Körbe flechten können, einen Roman schreiben, Malen lernen und einen Kalligraphie-Kurs machen

  • du kannst tatsächlich viele Dinge sehr gut (singen, malen, tanzen, schreiben) und weißt nicht, wie du daraus eine Berufung machen kannst?

  • du hörst von einem spannenden Beruf und möchtest ihn auf der Stelle auch ausführen? Dabei warst du gestern noch Feuer und Flamme, Hebamme oder Kunsttherapeutin zu werden?

Dann bist du eine begeisterungsfähige, enthusiastische Scannerin.

Anders als „Experten“, die sich oft ihr Leben einem Thema intensiv widmen und in die Tiefe gehen, hättest du am liebsten 20 Leben, die du gerne als Geigerin, als Globetrotterin oder als Schriftstellerin oder Liedermacherin verbringen würdest.

Deine kindliche Freude an allem und deine Experimentierfähigkeit ist eine wunderbare Sache.

Allerdings kann sie auch ein Fluch sein, wenn du jeden Morgen neu überlegen musst, welcher Sache du dich heute widmest. Du kannst dich mitunter so gelähmt fühlen, dass der Tag tatenlos verstreicht, weil du vor der Wahl: Schwimmen gehen, Radfahren, Tanzen oder Inlineskates fahren einfach wie Buridans Esel zusammenbrichst.

Deshalb habe ich dir hier einige Hilfen zusammengestellt, die dir die Wahl erleichtern sollen.

Schnappe dir eine Idee und ziehe sie durch

Wenn du Schwierigkeiten hast, dich für eine deiner tollen Ideen zu entscheiden und sie anzupacken, kann es sein, dass du zum Typ „Maximierer“ gehörst.

Prüfe deshalb ehrlich, ob du sichergehen möchtest, das Beste von allem zu bekommen. Sei es der beste Partner, der beste Job, die besten Schuhe etc.  Wenn du beispielsweise die beste Waschmaschine der Welt suchst und drei Wochen in allen Rezensionen suchst, dann könnte es sein, dass dich deine anspruchsvolle Haltung am Ende frustriert macht.

Alles könnte unter dem Optimum bleiben, so deine Befürchtung.

So bin ich beispielsweise einmal mit einer lieben Freundin an den Strand gegangen. Aber sie fand immer etwas auszusetzen, egal, wo wir uns niederließen. “Hier kommen so viele Leute vorbei!“ meinte sie an einer Stelle. „Hier kommt die Sonne nicht genug hin, wenn sie sich dort dreht.“

Schließlich irrten wir herum, bis alle Plätze fast besetzt waren und wir gar keine Liegen mehr hatten, weil alle schon besetzt waren. Der Tag verlief dann nicht so schön, weil uns die vielen Möglichkeiten mürbe machten.

Auch die Werbung lässt uns immer glauben, wir bräuchten nur eine bestimmte Art von Auto zu kaufen, um grenzenlos frei zu sein. Letztendlich stehen wir aber mit jeder Art von Auto im Berufsverkehr oder im Stau.

Wenn du dich darauf einstellst, dass auf JEDEM deiner eingeschlagenen Wege früher oder später Sorgen und Probleme auftauchen werden, dann kannst du dich beruhigter entscheiden.

Der Vorteil: Du wirst mit einer Sache auch einmal irgendwann FERTIG.

Wir können nicht ständig glücklich und voller Endorphine sein, auch das Neue verliert einmal seinen Reiz und der Alltag kehrt ein.

Deshalb: Nimm dir eine Idee und ziehe sie erst einmal kompromisslos durch. Die anderen Ideen schreibst du in dein Projektbuch – für einen späteren Zeitpunkt.

Wird meine Begeisterung mich tragen?

Viele liebe Ratgeber (ja, ich gehöre in einem Teil meines Herzens auch dazu) tendieren dazu, die volle Leidenschaft für eine Sache in den Vordergrund zu stellen.

Das ist auf einer Seite richtig.

Ja, du sollst in deine Freude kommen und in deiner Freude sein. Ja, es ist richtig, wenn du dich immer wieder fragst: Bin ich in meiner Freude? Oder bin ich nur immer am Kämpfen? Das ist alles in Ordnung.

So bist du bei einer Idee Feuer und Flamme.

Herrlich!

Ich erkläre es einmal am Beispiel des Schriftsteller-Seins: Du hast den Gedanken, dass du ab jetzt dieses Leben führen wirst.

Als Romanschreiber fährst du um die Welt, um die historischen Stätten deiner beschriebenen Orte zu besuchen. Du sitzt also am Colosseum und trinkst mit deiner Begleitung einen gepflegten Rotwein. Später fährst du weiter und tauchst in die Weiten von Sizilien ein.

Auch der Strand am Atlantik kommt nicht zu kurz und nach all deinen Recherchen sitzt du in einem idyllischen Häuschen mit blau getünchten Fensterläden im Wald und schreibst ganz entspannt alles auf.

Immer wieder schweift dein Blick über die wogenden Baumwipfel.

Das klingt alles super. Aber so ist es nicht.

Am Colosseum war kein Tisch mehr frei und es war heiß und laut. Der Strand wirkte anfangs schön, dann wurde aber ein Hotel gebaut, genau an deiner Lieblingsstelle und die Bagger rückten an.

Außerdem lag überall Müll… Beim Schreiben tat dir der Rücken weh und deine Freundin meint, deine Sätze wären viel zu lang und die Story dünn. In das Häuschen regnet es rein.

Aus Wut schmeißt du alles hin…

Bedenke bitte, dass jede Idee in der Umsetzung auch immer etwas ernüchtert. Wirst du es durchstehen, auch wenn es „piekt? Wenn es dann doch nur so „la la“ ist.

Wenn du akzeptieren kannst, dass es in jeder Leidenschaft nicht 24 Stunden Honeymoon geben kann, dann bist du auf dem richtigen Weg und gehst trotzdem weiter, Schritt für Schritt.

Das Brot ist ein dunkler Klumpen geworden, obwohl du die beste Brotbäckerin der Welt werden wolltest?

Egal, du probierst weiter – wie Edison mit seiner verdammten Glühbirne. Du wolltest die berühmteste Tänzerin werden und jetzt schmerzen deine Füße nur noch? Spielt keine Rolle, nach der Massage geht es weiter.

Wenn du den Ball etwas flacher hältst und dir sagst, dass es auch Zeiten geben wird, an denen du nicht ganz so begeistert bei der Sache bist, dann kannst du leichter dranbleiben.

Die Enttäuschung ist sonst vorprogrammiert, weil du dich immer fragst: Es kann doch nicht richtig sein, wenn ich jetzt hier nicht so aus dem Häuschen vor Freude bin, wie ich es sein müsste.

Die Lösung: Sage dir: Ja, es gibt jetzt hier mal ein Tal. Aber wenn ich weitergehe, dann komme ich da auch wieder raus. Es gibt auch mal Rückschläge. Aber ich mache trotzdem weiter.

Wie soll ich anfangen, wenn ich nicht weiß, wie es funktioniert?

Prima, wenn du an diesem Punkt angekommen bist, weißt du vielleicht schon, welche Idee du umsetzen möchtest.

Ich bin stolz darauf, dir im Mini-Format meinen Erfahrungsbericht präsentieren zu dürfen: Als meine Idee feststand, war ich der Meinung, dass ich nun mindestens ein Dutzend Experten befragen müsste. Ich buchte so viele Kurse, dass mir schon ganz schwummrig davon wurde.

Es war genau, wie damals im Studium: Ich kopierte Unterlagen, die sich in riesigen Stapeln bei mir zu Hause häuften und schließlich rutschten die ganzen Berge in sich zusammen. Letztendlich war ich völlig verwirrt. Ich war kurz davor, das Ganze hinzuschmeißen.

Von den Experten riet mir jeder etwas anderes, so dass ich gar nicht mehr wusste, welche Wegbiegung richtig war.

Sollte ich nun die Kunden mit einer forschen Ansprache begeistern oder sollte ich den “weichen Weg“ weg gehen und zwischendurch nur noch Spaghetti mit Tomatensoße essen? Wie nun weiter? Ich buchte wiederum neue Kurse. Vielleicht war ja der Stein der Weisen dabei.

Die Wahrheit ist: Je mehr Leute wir befragen, desto verwirrender sind die Antworten. Jeder sagt gern seine Meinung zu einem Thema. Das kann dein Projekt schließlich ins Wanken bringen, so dass du alles hinschmeißt und nicht mehr weißt, wo oben und unten ist.

Besser: Stelle gezielte Nachfragen zu deinem Projekt und genieße bis dahin deine Unwissenheit. Du kannst nur selbst deine Erfahrungen machen und es für die nächsten Male verbessern.

Verpasse nicht deine Chancen, anzufangen, indem du zig Leute befragst. Es macht dir nur Angst und du bist wie gelähmt.

Tu einfach so, als ob du bestens Bescheid wüsstest. Du würdest ja auch keinem Chirurgen trauen, der dir sagt: Ja, also, hmm, das ist meine erste Operation. Ich hab noch nie einen Blindarm operiert, aber wir starten jetzt direkt mal durch, es wird schon klappen.

Dabei hat jeder Chirurg irgendwann einmal das ERSTE MAL gehabt. Also fang einfach an und tu, als ob du noch nie was anderes gemacht hättest 🙂

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