Kritik.
Schon das Wort klingt wie ein Nadelstich.
Mitten ins Herz.
Warum lassen wir uns nur so oft von Kritik aus der Balance bringen? Der ganze Tag verlief schön, der Kollege aus der Buchhaltung hat uns freundlich zugenickt und wir haben sogar ein Kompliment für die neue Frisur bekommen.
Doch dann der Hammerschlag. Eine kritische Bemerkung und wir kauen auf dieser Aussage herum wie der Hund an seinem Knochen.
Immer wieder wird der Film abgedreht und die Gedanken kommen einfach nicht zur Ruhe.
Dein Blutdruck steigt vielleicht an, dein Herz schmerzt und du kannst nicht schlafen. Immer wieder überlegst du dir, wie du entweder mit deinem Schmerz zurückschlagen kannst oder was du hättest sagen sollen.
Was kannst du tun, wenn du ein Mensch bist, den Kritik schnell aus der Bahn wirft? Wie kannst du gelassen mit Kritik umgehen?
Der weise Salomon sagte einmal:
„Besser offener Tadel als unaufrichtige Liebe.“
Das ist erst einmal schwer zu verdauen. Er führt weiter aus, dass wir auf feindliche Kritik so reagieren, als hätten wir einen geheimen Geliebten vor uns.
Wenn dir das nächste Mal Kritik über den Weg läuft, dann schaue dir zuerst genau an, wie du auf Kritik reagierst.
Verteidigst du dich sofort und rechtfertigst deine Handlungen?
Weist du jegliche Schuld von dir?
Zeigst du sofort mit dem Finger auf die Schwächen anderer und sagst den Namen anderer Leute?
Ziehst du dich physisch oder psychisch zurück?
Mach dir nichts daraus, wenn du zugeben musst, dass eine der obigen Reaktionen auf dich zutrifft. Das ist vollkommen natürlich und menschlich.
Aber es ist eben keine der Reaktionen, die dir in irgendeiner Weise weiterhelfen.
Wenn du lernst, konstruktive Kritik zu ertragen, dann wächst du daran und wirst letztendlich produktiver und lässt dich weniger von Hindernissen aus der Bahn werfen.
Wir sehen dies beispielsweise an Politikern, die von erfahrenen Beratern einfach keinen Rat annehmen wollen.
Bestimmt hast auch du schon Chefs erlebt, die unsere Verbesserungsvorschläge immer wieder abschmettern.
Sicherlich kennst du auch Menschen, die immer wieder unglücklich sind – aber unseren Rat dennoch nicht annehmen wollen. Irgendwann resignieren wir und wenden uns ab.
Wenn du ein offenes Wesen bist, welches auch einmal Rat annimmt, wirst du anziehend und charismatisch für andere Menschen – auch wenn Kritik erst einmal weh tut.
Dazu bieten sich drei Schritte an:
Ist die Person, die Kritik an dir äußert qualifiziert, dir einen Rat zu geben? Fällt sie durch außerordentliches Wissen, Erfolg und Erfahrung auf? Ist die Perspektive und die Sicht auf die Dinge allumfassend und vollständig oder durch Unwissenheit verzerrt?
Eine Chefin sagte zum Beispiel während der Ausbildung nach zwei Wochen zu meiner Tochter: „Sie werden nie eine gute Friseurin werden.“
Ja, sie war selbst Friseurin, aber sie war weder Wahrsagerin noch ein Prophet. Solche Kritik kannst du als unqualifiziert fallenlassen und deinen Weg weitergehen.
Als ich einmal einen Minijob aufgab, sagte der Chef zu mir, ich sei die größte Enttäuschung, die er in seinem gesamten Arbeitsleben erlebt hätte.
Zuerst fühlte ich mich schuldig, dass ich ihm nicht mehr zur Verfügung stand und er sich eine neue Arbeitskraft suchen musste.
Dennoch war es zu hoch gegriffen – er war über fünfzig und es ist ein normales Vorgehen, dass Arbeitnehmer auch kündigen und woanders arbeiten. Es kann also nicht seine größte Enttäuschung gewesen sein, sondern ein normales Vorgehen, mit dem jeder Unternehmer rechnen muss.
Also schaue genau, ob die Kritik wirklich den Kern trifft oder eher eine Bemerkung ist, welche aus verletzter Eitelkeit gesagt wurde.
Entscheide dich immer, nicht unmittelbar auf die Kritik zu reagieren.
Nimm dir Zeit, die Quelle zu analysieren. Prüfe die Kritik wie eine eingegangene Rechnung auf Korrektheit. Damit nimmst du die Emotionalität heraus.
Dann kannst du daran gehen, die kostbare Essenz der Kritik herauszufiltern.
Wenn der Kritiker durch seine Expertise bewiesen hat, dass es gut ist, sich seine Meinung anzuhören, kannst du zum nächsten Schritt übergehen.
Schätze erst einmal, dass er sich die Zeit genommen hat, über deine Handlungen nachzudenken und dass er bereit ist, sich bei dir unbeliebt zu machen.
Wenn du beispielsweise Romanschreiber bist, dann können dir konstruktive Vorschläge helfen, immer besser zu werden und plastischer zu schreiben. Vielleicht hast du gerade dann Erfolg.
Wenn du Unternehmerin bist und deine Kunden ausbleiben oder ständig nörgeln, dann genau der Blick von außen die Lösung bringen.
Wenn eine nahestehende Person ständig wütend auf dich ist, dann schaue hinter die Kulissen. Welches Bedürfnis hast du nicht befriedigt? Hast du immer nur genommen und wenig gegeben?
Wir reagieren oft sehr sensibel auf Kritik von anderen, plauzen aber gern meist selbst mit der Tür ins Haus.
Wenn du Kritik üben musst, dann wende die sogenannte Sandwichtechnik an. Jedes Sandwich besteht aus zwei Scheiben Brot und dem Belag dazwischen. Dein Belag ist dein Urteil.
#1 Sage zuerst etwas Wertschätzendes, Positives
# 2 Übe die Kritik konstruktiv
# 3 Schließe mit Ermunterung, konkretem Lob oder einem optimistischen Ausblick
Denke aber daran, dass du nicht jeden kritisieren kannst. Es gibt Menschen (du wirst wissen, welche das sind, wenn du auf sie triffst), die dir das Leben zur Hölle machen, dich ignorieren und ablehnen. Dort trifft dein Kritik-Samenkorn nur auf taube Ohren und ist zwecklos.
Einige Menschen, von denen ich sehr viel gelernt habe, vertragen leider gar keinen Hauch von anderen Meinungen. Entweder haben Sie die Haltung: „Umdrehen und sofort gehen“ oder sie sagen gar nichts zu den anders denkenden Ausführungen. Ich plädiere für eine neue Art von „philosophischer Streitkultur“ – sonst geht jeden Tag jeder mit seiner starren Meinung wieder nach Hause und niemand „sitzt einmal auf einem anderen Stuhl“. So kann kein Wachstum stattfinden.
Außerdem ist es so, dass viele Menschen sich nicht jeglicher Kritik einfach so entziehen können. Sie sind eingebunden in verschiedene Familiensysteme und Arbeitsstrukturen, in denen wir Kritik ausgesetzt sind. Hätte ich in meinen verschiedenen Jobsituationen einfach so meine Tasche gepackt und wäre gegangen, dann wäre mein Gehalt insgesamt wohl ziemlich spärlich ausgefallen ;-).
Auch meine Tochter hat mich schon oft kritisiert – dann ist es an mir, die Vorwürfe nicht einfach in den Wind zu schießen, sondern zu schauen, in welchen Punkten sie recht hat und was ich zukünftig besser machen kann. Manche Dinge mögen vielleicht auch unberechtigt sein. Jedoch steht dahinter meist ein unerfülltes Bedürfnis.
Es ist aber auch gar nicht nötig, daran zu zerbrechen oder dem Fakt des Krisierens mehr Bedeutung zuzumessen, als ihm zukommt. Wichtig ist letztendlich nur, wie wir damit umgehen.
Wann wurdest du das letzte Mal kritisiert oder hast jemanden kritisiert? Wie war das für dich? Schreibe gerne deine Erfahrungen in die Kommentare.
Du bist leicht kränkbar und reagierst fast immer emotional (obwohl du dir vorgenommen hast, gelassener zu reagieren)? Deshalb hast du schon Probleme auf deiner Arbeitsstelle? Buche gerne ein kostenfreies Informationsgespräch. Es gibt gute, hilfreiche Möglichkeiten, einen anderen Weg einzuüben.
Ich sende dir herzliche Grüße,
Deine
@Katharina Ott Coaching 2024
Kontakt: katharina(klammeraffe)dein-bester-weg.de
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