„Ich muss noch ein Geschenk besorgen.“
Bricht dir bei diesem Gedanken regelmäßig der Angstschweiß aus?
Oder du schiebst du diese Angelegenheit so vor dir her, dass du schließlich am 24. morgens noch etwas kaufen musst, weil du einfach zu lange gewartet hast, bis dir eine passende Idee kommt?
Ohnehin bricht jedes Jahr Weihnachten wieder gefühlt viel zu überraschend und früh über uns herein. Wenn wir dann noch durch eine obligatorische Erkältung kurz vor Weihnachten lahmgelegt werden, dann ist es unheimlich schwierig, noch schnell Geschenke für die Lieben oder aber Kollegen (je nachdem, wie stark die Wichtelliebhaberei in Firmen ausgeprägt ist) aufzutreiben.
Dann lohnt sich ein zweiter Blick auf die Geschenkempfänger. Oft hat die Persönlichkeit einen großen Einfluss darauf, wie jemand Geschenke annehmen kann oder selbst Präsente aussucht. In Chapmans Buch: „Die fünf Sprachen der Liebe“ werden die verschiedenen Ausprägungen näher betrachtet – sie können auch für zwischenmenschliche Beziehungen aller Art herangezogen werden. Die nachfolgenden Beispiele gelten für Menschen, die eher andere „Sprachen“ sprechen. In diesen Fällen kann Schenken ein regelrechter Messerlauf werden.
Wahnsinn, was du dir für eine Mühe mit deinem Geschenk gemacht hast. Du hast versucht, dich in dein Gegenüber einzuspüren. Nachdem du unzählige Geschäfte wieder geschenklos verlassen hast, siehst du es endlich. Das ist es doch! Vor deinem inneren Auge siehst du genau, wie er/sie mit diesem Spiel spielt, genau an diesem Buch gefallen findet oder diese Leckereien verknuspert. Aufgeregt wie ein Schulkind packst du es ein und bist schon jetzt gespannt auf die Reaktion. Wird sich derjenige genauso freuen wie du? Wie ist sein Gesichtsausdruck, was wird er sagen? Das überraschte Gesicht möchtest du sehen und dir genau einprägen!
Mit klopfendem Herzen klingelst du und übergibst dein Kleinod. Doch der/die Beschenkte winkt nur müde ab. „Bitte lege es doch dort auf die Anrichte, zu den anderen Dingen.“
Zu den anderen Dinge? Du verstehst die Welt nicht mehr. Ihr zwei solltet euch doch gemeinsam freuen. Doch „für den, der mit dem Stein tanzt“ verhält es sich tatsächlich so: Du könntest auch einen Stein hübsch einpacken – es würde wohl wenig Reaktion kommen. Derjenige hält nichts davon, sich öffentlich und anstrengend freuen und Beifallsbekundungen geben zu müssen. Er packt aus, wann ihm danach ist und zwar im dunklen, eigenen Kämmerlein. Von wem nun welches Geschenk kommt, spielt keine Rolle mehr. Du packst also dein Präsent zu den anderen hübsch verpackten Geschenken, die allesamt noch unberührt wie eine Jungfrau vor sich hin leuchten.
Menschen, die unwirsch mit dem Kopf schütteln, wenn ihre Fest- und Feiertage erwähnt werden, sind eine Steigerung dieser Kategorie. Ein sorgsam ausgesuchtes Geschenk ist für sie schon fast lähmend und mit vielerlei Ängsten verbunden. Solche Menschen sind zufriedener, wenn sie ein ganz praktisches Präsent ohne viel Mühe (Wein, Pralinen) erhalten. Sie wollen sich nicht in der Pflicht fühlen, ein Gegengeschenk machen zu müssen oder wissen nicht, wie sie mit den unerwünschten Zuneigungsbekundungen umgehen sollen.
EmpfängerInnen dieser Kategorie erzählen dir das ganze Jahr über, wie sehr sie leiden, dass sie keinen Fön/keine tollen, fertigen Schreibutensilien/keine praktische Dunstabzugshaube oder Espressomaschine etc. besitzen.
Schließlich machst du Weihnachten/zum Geburtstag Nägel mit Köpfen. Du durchkämmst die Abteilungen, um das Schönste in dieser Sparte herauszusuchen. Strahlend kommt du schließlich mit deiner Errungenschaft – endlich ist dein großer Moment und nun hat das Leiden deines Gegenübers ein Ende.
Auf dem Antlitz des Beschenkten zeichnet sich ein verkniffenes Lächeln ab. „Du musst es ja haben“, ist noch eine der freundlicheren Bemerkungen.
Na ja, denkst du dir, die Freude wird schon noch kommen. Das ist ganz sicher.
Nach einem Vierteljahr schaust du mal wieder vorsichtig herein und erkundigst dich, wie die Dinge so stehen. „Na, wie funktioniert mein Fön? Kommst du gut damit klar?“
„Oh, ich glaube, das war zu viel für unsere Steckdosen. Ich nehme den hier und komme gut damit zurecht.“ In dein Blickfeld wird ein altersschwaches, angestaubtes Gerät gehalten.
Du kannst nicht fassen, warum dein Hochleistungsgerät praktisch aus dem Haushalt weggezaubert wurde. Wenn du dich entgeistert erkundigst: „Wo ist denn jetzt meine Espressomaschine?“ – schließlich hast du dir sie selbst vom Herzen gerissen – lautet die lapidare Antwort: “Oh, ich habe sie der Frau Weber gegeben, das arme Ding hat doch jetzt kaum Geld!“ oder wahlweise: „Im Keller. Ich kam damit einfach nicht zurecht.”
Schenken wird hier zu einer schwierigen Angelegenheit. Gut ist es deshalb, die Klagen über nichtfunktionierende Dinge zu überhören und ein ganz unerwartetes Geschenk (welches du vielleicht auf einem entlegenen Flohmarkt oder Antiquariat aufgetrieben hast) zu übergeben. Auf jeden Fall sollte es dir nicht zu sehr am Herzen liegen – es könnte sein, es verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Der Beschenkte möchte auf seine Autonomie hinweisen – manchmal kann es sein, dass du nach vierzehn Tagen ein anderes Gerät vorfindest: „Herr Birkenschneider hat es mir empfohlen.“
Beschenkte, die so reagieren, sind zum Glück sehr selten. Diese (meist narzisstischen) Menschen haben ein Problem, welches sie selbst betrifft, es hat nichts mit dir zu tun. Oft spürst du dann auch sonst im Alltag die Verletzungen, so dass diese Reaktionen die Spitze des Eisberges sind.
Erinnert ihr euch noch an dieses Märchen? Der Fischer durfte sich vom Timpe Te, Buttje, Buttje inne See alles für seine Frau Ilsebill wünschen. Die Wünsche wurden immer maßloser und größer.
Kommst du nun mit deinem Geschenk, dann hast du subtil immer das Gefühl, dass es nicht genug ist. Der Beschenkte sagt dann auch etwas in dem Sinne: „Was soll ich mit nur einem xy?“ oder „Damit kann ich überhaupt nichts anfangen!“ Dabei ist es durchaus nicht so, dass du irgendein ungeliebtes Objekt eingepackt hast. Du hast dir schon Gedanken gemacht – aber egal, was du versuchst, entweder ist es nicht genug oder einfach zu wenig.
Dann packe dein Geschenk trotzdem selbstbewusst ein und übergib es auch so. Sag dir als Affirmation: „Ich habe mir Mühe gemacht – es ist genug.“
Menschen, die immer noch mehr erhalten möchten, leiden unter einem Hunger an Zuneigung. Man hat den Eindruck, egal, wieviel man gibt – dieses Immernochmehrwollen nicht bedienen zu können. Unter ihnen leiden besonders diejenigen, die sich oft schuldig fühlen.
VertreterInnen dieser Kategorie haben vorher schon eindeutige Listen aufgestellt. Mütter erhalten dann beispielsweise genaue Instruktionen: „Wenn du diese Handtasche besorgen solltest und dir den Listenpunkt hier vornimmst, dann achte darauf, dass sie nur von (Markenname) ist. Aber bitte auch nur die, welche im unteren Bereich in einen hellbeigen Ton übergeht… Alles andere nehme ich nicht, bitte stelle dich darauf ein.“
Schwiegermütter erhalten diese Liste dann für das Enkelkind. Für eine Bekannte zum Beispiel musste jedes Geschenk pädagogisch wertvoll sein. „Damian Adrian beschäftigt sich in diesem Jahr besonders mit Architektur. Bitte schenke ihm in diesem Fall nur das 23bändige Architekturalmanach von (Name des Verlages).“ Das Weihnachtsfest bei diesem 9jährigen Jungen erschien mir immer wie eine Logistikausführung der Frankfurter Buchmesse. Überraschungen jedweder Art sind hier nicht willkommen. Deshalb ist es wirklich empfehlenswerter, wenn du dich „der Liste“ bedienst 😉
Manche Beschenkten möchten, dass alles in der Welt gerecht zugeht. Deshalb haben sie auch einen kleinen Rechner im Kopf: Letztes Jahr/letztes Mal habe ich ihm ein Geschenk im Wert von xy gemacht. Nun sollte mein Geschenk auch diesen Wert haben.
Sie messen dein Geschenk daran, wie wertig es ist und ob du auch im Rahmen geblieben bist. Auch wenn dein Geschenk noch so originell oder passend für den Empfänger ist, derjenige fühlt sich möglicherweise unwohl, weil du die „Regeln“ gebrochen hast. Du warst 20 Euro unter dem unsichtbaren Budget. Vorsicht: Der Empfänger hat einen kleinen Rechner im Kopf und überschlägt (notfalls via Amazon) wie viel du ausgegeben hast.
Menschen dieser Spezies rechnen sich/dir auch im Leben viel auf. Wenn sie etwas für dich tun, möchten sie, dass du es zu schätzen weißt und dich baldmöglichst mit einer ähnlichen Aktion revanchierst. Vielleicht haben sie Zuneigung nur erhalten, wenn etwas Messbares ersichtlich war oder sie haben Schwierigkeiten, ohne Gegenleistung zu geben.
Vielleicht möchtest du Zeit verschenken? Das ist in unserer schnelllebigen Zeit etwas sehr Wertvolles. Liegt dir die Person wirklich am Herzen, dann schenke ihr ein gemeinsames Erlebnis mit dir. Das Ereignis sollte dann aber auch tatsächlich stattfinden – ein Wochenende in den Bergen, ein Restaurantbesuch oder ein Seminargutschein für zwei – das hat etwas Individuelles und zeigt deine Wertschätzung.
Da Menschen gern in Erinnerungen schwelgen und sich so wieder schöne Momente ins Gedächtnis rufen, ist auch ein ganz persönliches Fotoalbum oder eine Fotocollage ein schönes Geschenk.
Oft zeigen wir lieben Menschen in unserer Umgebung auch das ganze Jahr über, dass wir sie schätzen und mögen. Wenn du dann zu Weihnachten einen „Durchhänger“ hast, weil du dich nicht in den Weihnachtstrubel stürzen möchtest, dann atme tief durch und stehe dazu, dass du vielleicht auch einmal kein passendes Geschenk gefunden hast.
Welche Menschen möchtet ihr beschenken und welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Ein schönes Geschenkpaket ist natürlich auch immer ein Coaching-Gutschein 🙂 Einfach einen Termin aussuchen, euren Wunsch definieren und wir legen dann die gemeinsamen Etappen fest.
Ich wünsche dir ein schönes, erholsames Fest und sende dir liebe Grüße
@Katharina Ott Coaching 2024
Kontakt: katharina(klammeraffe)dein-bester-weg.de
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